Warum gibt es Klischees und Rivalität und gute oder schlechte Witze?
Nehmen wir doch mal unter die Lupe: Der Düsseldorfer ist reich, elitär und ein Snob. Der Düsseldorfer ist nicht anzutreffen am Fließband und bedient auch nicht an der Theke der Metzgerei. Einige Stimmen behaupten sogar, dass dadurch dass der Düsseldorfer an sich mit Shoppen auf der Königsallee beschäftigt sei, die niederen Arbeiten von eigens aus dem Umland angeworbenen Hildenern, Neussern und Ratingern - quasi städtischen Leiharbeitern - vorgenommen werden müssten.
Jaja, Sie haben richtig gehört! Die Ratinger Straße der Düsseldorfer Altstadt sei diesen selbstlosen und fleißigen Arbeitern der Vorstädte gewidmet. Glauben Sie das?
Düsseldorfer Rheinufer bei Nacht. Foto: Rainer Driesen
Und weil wir gerade eh auf der Ratinger Straße stehen und uns im Geiste volllaufen lassen. Noch ein gern genommenes Klischee: Alt-Bier ist kein echtes Bier. Folgende Info zum Trost an alle Alt-Hasser: Aus dem Kasten trinken es die Düsseldorfer immer seltener. Man könnte sagen: Alt stirbt ganz langsam aus. Die Alt-Brauereien verkaufen immer weniger Flaschen-Bier. Das trinkt nämlich nach dem Siegeszug von güldenen Pils-Bierchen fast niemand mehr.
Aber das Bier kann nichts dafür: es funktioniert genauso wie Kölsch. Also, wenn Sie "Dorsch" haben, dann kann ich Ihnen versichern, durch Alt-Bier wird man genauso schnell blau, wenn man es literweise in sich hineinschüttet. Und in der "Weetschaf" alias Kneipe riecht es genauso nach konzentriertem Mensch, wenn sich das Volk vor der Fastenzeit zusammenpfercht.
Macht es einen Unterschied, ob der flüssige Aggregatzustand Kölsch oder Alt heißt, wenn jemand in so einer Gesellschaft einen fahren lässt? Und Karneval funktioniert in beiden Hochburgen nach dem Prinzip "puppen, kaaten, tanzen". Also ist es Jacke wie Hose, wo der Jeck feiert und was er trinkt!
Und ist der Kölner immer freundlich und offen und redselig und herzlich (was wie folgt auszusprechen ist: cherrrcchhhhzzzlich)? Eine Million herzlicher Menschen auf einem Schlag also! Zu schön um wahr zu sein. Oder?
Kölner Lichter, 18. Juli 2010. Foto: MW
Die wenigsten der kölschen Menschen sind tatsächlich in Köln geboren und aufgewachsen. Aber Imis noch und nöcher. Und das sind die schlimmsten. Denn kaum hat er die Umzugskartons aus dem Transporter mit dem Kennzeichen Wanne-Eickel ausgepackt (noch so 'n Klischee ... , wo liegt das überhaupt?), stehen sie feingemacht für die Samstagabendparty bei dem höflichen Arbeitskollegen, der ihm netterweise den Anschluss in der neuen Stadt erleichtern möchte, schon tappt er in die Falle! Um auf sich aufmerksam zu machen und die Sympathien sicher zu wissen, setzt er auf sichere Lacher. Und was glauben Sie, welche Witze und Klischees sich da anbieten? Die Imis sind die schlimmsten!
Das Prinzip ist schnell durchschaut: Anschluss durch Ausschluss sozusagen. Und die anderen Partygäste? Die anderen sind mindestens zur Hälfte eh genauso Imis und die lachen laut und gerne über die Witze, denn so fühlen sie sich sicher und müssen nicht selbst erzählen, dass sie aus einer Kleinststadt kommen, dessen Name kein Schwein kennt. Die wärmende Gruppe gibt einem eben ein gutes Gefühl! Köln Du ming Stadt am Ring ... Du bist e Jeföhl, Düsseldorf aber auch!