Franzosen und Preußen

Das Rheinland unter französischer Herrschaft

Bereits im Siebenjährigen Krieg geriet Düsseldorf 1757 für ein Jahr unter französische Besatzung. Nach der Französischen Revolution wurde die Stadt 1795 erneut von französischen Truppen besetzt. Bis 1813 stand Düsseldorf als Hauptstadt des nominell unabhängigen Herzogtums Berg als Vasallenstaat unter indirekter französischer Herrschaft. Ein Höhepunkt war ein kurzer Besuch Kaiser Napoleons im Jahr 1811, der Düsseldorf für einige Tage zum "Klein-Paris" machte. In dieser Zeit entstand unter anderem der Prachtboulevard Königsallee, die Kö.

Ulrepforte Köln

"Funkenwache" vor der Ulrepforte in Köln. Foto: MW

Die freie Reichsstadt Köln wurde bereits 1794 von französischen Truppen besetzt. Die Besatzung dauerte bis zum Jahr 1814 an. Während dieser Zeit wurden zahlreiche bedeutende Kunstgegenstände geplündert und zerstört, der Erzbischof wurde abgesetzt und das Bistums sowie die Universität aufgelöst. Andererseits bewirkte die französische Besetzung auch einen Modernisierungsschub. Juden und Protestanten erhielten das volle Bürgerrecht und mit der Einführung des Code Civils bekam die Stadt eine freiheitliche und fortschrittliche Gesetzgebung.

Das Rheinland wird preußisch

Nach der Niederlage Napoleons kam das gesamte Rheinland unter preußische Besatzung. Verwaltungssitz der neugegründeten Rheinprovinz wurde Koblenz.

Nach 20 Jahren freiheitlichen Denkens unter französischer Besatzung wurden die neuen Herren in Köln alles andere als freudig begrüßt. Konflikte zwischen den katholischen, freiheitlich gesinnten Kölnern und den militaristisch-protestantischen Preußen gab es zuhauf. Zu nennen sind etwa der Kölner Mischehenstreit von 1837 oder der Kulturkampf, der im Jahr 1874 in der Verhaftung des Kölner Erzbischofs gipfelte. Auch die so empfundene Herabstufung Kölns zur bloßen Provinzstadt löst Verbitterung aus. Andererseits konnte durch die großzügige finanzielle Unterstützung des preußischen Königs im Jahr 1880 nach über 600 Jahren endlich der gotische Dom vollendet werden.

Durch den Verlust der Hauptstadtfunktion verlor auch Düsseldorf an Bedeutung. Etwas kompensiert wurde dies ab 1823 durch die Ansiedelung des Provinziallandtages, des Regionalparlamentes der Rheinprovinz, in der Stadt. Vor allem wurde die Geburtsstadt Heinrich Heines jedoch zu einem wichtigen Zentrum der Kultur und des Geisteslebens. Der Direktor der Kunstakademie, Wilhelm von Schadow, begründet die Düsseldorfer Malerschule und unter dem Musikdirektor Felix Mendelssohn-Bartholdy erlebte das Musikleben eine neue Blüte.

In der beginnenden industriellen Revolution wurde Düsseldorf zu einem wichtigen wirtschaftlichen Zentrum. Vor allem die Eisen- und Textilindustrie siedelt sich in der Stadt an. Als Verwaltungssitz zahlreicher Banken, Firmen und Versicherungen wurde Düsseldorf jedoch vor allem zum "Schreibtisch des Ruhrgebiets", von dem die Ruhrbarone ihre Fabriken und Hochöfen verwalteten.

Etwas später als Düsseldorf wurde auch Köln von der Industrialisierung erfasst. Nach dem deutsch-französischen Krieg und der Gründung des deutschen Kaiserreiches wurde Köln zu einem wichtigen Zentrum des Güterverkehrs.

Die katastrophalen Arbeitsbedingungen in den Fabriken des Ruhrgebiets und andernorts führten ab der Mitte des 19. Jahrhunderts zur verstärkten Thematisierung der sozialen Frage. Beide Städte leisteten hier einen wichtigen Beitrag zu dieser Debatte. Als Chefredakteur der Rheinischen Zeitung in Köln von 1842 bis 1843 begründete Karl Marx seine radikale Kapitalismuskritik. Auf kirchlicher Seite engagierte sich der "Gesellenvater" Adolf Kolping für die Belange der einfachen Arbeiter. In Düsseldorf wirkte zur gleichen Zeit Ferdinand Lassalle, der spätere Gründer des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins, der Vorläuferpartei der SPD.

Zwanzigstes Jahrhundert
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